Luis Riu: „Félix Casado bildete die Augen und Hände der Familie Riu in der Ferne“
18 November, 2021Bei uns zu Hause waren zwei Dinge immer klar. Erstens, dass alle, beginnend bei der Familie Riu, stets mit gutem Beispiel voran gehen müssen, und zwar in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen, wobei es um Werte wie Einsatz, Integrität und Respekt geht. Zweitens, dass man in jedem Fall ein gutes Team aus engagierten Personen braucht, die dich begleiten und beim Wachstum unterstützen.
Das Wichtigste dabei ist, dass diese Vertrauenspersonen während des Unternehmenswachstums deine Augen und Hände in der Ferne bilden. Sie sind es, die die Unternehmensphilosophie von Beginn an miterlebt haben und dafür sorgen, dass sie den Mitarbeitern auf der ganzen Welt vermittelt wird. Ohne sie wäre RIU vielleicht gleich groß wie heute, aber etwas weniger RIU. Und das beste Beispiel für eine solche Person hat zweifellos Vor- und Nachnamen. Heute möchte ich die Tätigkeit von Félix Casado würdigen. Er ist Leiter der Atlantikzone und ist seit nicht weniger als 48 Jahren im Unternehmen.
Félix Casado und die Familie Riu: ein Vertrauensverhältnis seit fast 50 Jahren
Félix kam 1973 zu RIU, als die Firma noch keine 600 Mitarbeiter hatte. Heute sind wir fast 30.000 und viele davon hat er selbst ausgebildet. „Wenn ich den Haushaltsvorschlag präsentiere, beginne ich bei den Anfängen, um die Geschichte von RIU zu erklären. Ich erinnere daran, woher wir kommen, damit die Menschen verstehen, wohin wir gehen, aber vor allem, wie wir dorthin kommen möchten“, erzählt Félix. Von allen Phasen des Unternehmens erinnert er sich besonders gern an die Anfänge, als die Mitarbeiter Schulter an Schulter mit der gesamten Familie tätig waren. Von meinen Großeltern, Juan und María, bis zu mir selbst, der ich noch jung mit ihm in der Rezeption des Hotels Sofía zusammenarbeitete.
Aus dieser Zeit erinnern wir uns gern daran, wie wir uns gegen Ende der Nachtschicht über das Kommen meiner Mutter freuten. „Eine Nachtschicht ist lang, aber wenn wir die Schuhe meiner Mutter Pilar Güell klappern hörten und ihr Parfüm rochen, wussten wir, dass es nicht mehr lange dauern würde.“ Meine Mutter kam, um die Arbeit der Zimmermädchen, die Abreisen, Aufnahmen, den Bettwäschewechsel usw. zu organisieren. So gegen 5:00 Uhr oder 5:30 Uhr begann sie ihre Runde durch alle Hotels.
Félix ist ein wandelndes Lexikon des Hotelgewerbes. Er kennt den Geschäftsbetrieb des Hauses am besten, und das ist keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, dass wir alle im gleichen Betrieb tätig sind. Er hat alle Stufen dieses Unternehmens von ganz unten durchlaufen, von seinen Anfängen als Rezeptionshilfskraft bis zu den höchsten Rängen im Organigramm. Er ist ein Mann der Tat. Man wird ihn stets an vorderster Front finden, egal was ansteht: Eröffnungen, Schließungen, neue Destinationen, neue Produkte, Umbauten, Protokolle … Es gibt kein Projekt, an dem er sich nicht beteiligt. Allerdings muss man ihn vorher überzeugen, dass die Änderung oder Neueinführung wirklich sinnvoll ist. Aber sobald man ihn überzeugt hat, ist er der treueste Verbündete. Er ist die disziplinierteste, sorgfältigste und effizienteste Person, die ich kenne. Sein Team folgt ihm, egal wohin er geht, weil er sehr bewandert ist und seine Mitarbeiter nie im Stich lässt, wodurch er ihre Anerkennung gewonnen hat.
Félix Casado ist eine Referenz für die Entwicklung der RIU-Gruppe auf den Kanarischen Inseln
Besonders herausragend war jedoch seine Tätigkeit auf den Kanarischen Inseln. Zuerst kam er ins Riu Palmeras, was für ihn aus mehreren Gründen ein bedeutender Schritt war. Erstens, weil es seine erste Stelle als Hoteldirektor war, und zweitens, weil er von Playa de Palma kam, wo wir kleinere Hotels hatten, fast ausschließlich 3-Sterne-Betriebe hatten, die nur in der Hochsaison geöffnet waren. Er kam im Februar 1988 nach Gran Canaria mit dem Gedanken, in zwei Jahren nach Mallorca zurückzukehren. Inzwischen sind 32 Jahre vergangen.
Für ihn war es aus mehreren Gründen eine große Herausforderung. Allein für die Reise auf die Insel musste er seinen ganzen Mut zusammennehmen, weil er unter starker Flugangst litt. „Das erste Mal, dass Herr Riu Bertrán mich auf die Kanarischen Inseln mitnahm, um das Riu Palmeras zu sehen, brauchte ich drei Tage, um mich zu erholen. Mir ging es wirklich schlecht. Alle reisten weiter nach Fuerteventura, aber mit mir hatte er Mitleid, sodass er mich zur Erholung auf Gran Canaria zurückließ“, erklärt Félix heute, ohne zu lachen.
Von dieser Anekdote abgesehen, kam Félix in eine Destination, in der das Hotel ganzjährig in Betrieb war und wir ganz stark auf Qualität setzten. Als Beispiel erinnert er sich an den Zeitpunkt, zu dem „das Auftreten als Gastgeber eingeführt wurde, die Rolle eines kundennahen Hoteldirektors, der von Tisch zu Tisch geht und den Gästen wesentlich mehr Zeit widmet. Das ist heute Standard bei RIU. Zu jener Zeit war das ein starker Richtungswechsel.“
Von Cordoba nach Mallorca, ein Beispiel für Engagement und Selbstverbesserung in der Hotelbranche
Félix lebte mit seiner Familie auf Mallorca. Tatsächlich war er als Erster aus Córdoba gekommen. Seine Eltern und Geschwister folgten ihm. Ursprünglich stammten sie aus Nava de la Asunción, in der Provinz Segovia, und waren in jungen Jahren nach Córdoba gezogen. Sein Vater war Pinienkernhändler und besuchte als solcher den Jahrmarkt in Sevilla und danach in Córdoba. Dort war er so erfolgreich, dass er sich hier niederließ. Bald war er in der ganzen Stadt als „Pablito, der Pinienkernhändler“ bekannt. Félix erinnert sich gerührt an jene Jahre: „Er verkaufte auf den Märkten, bei Stierkämpfen, beim Fußballstadion … So sparte er die Anzahlung für eine Wohnung zusammen, damit wir mit meiner Mutter und den beiden Geschwistern aus dem Dorf in die Stadt ziehen konnten. Er sorgte dafür, dass wir alle eine gute Schule besuchen konnten, und arbeitet weiter sehr hart.“
Wer Félix kennt, weiß, dass er ein großer Stierkampfanhänger ist, denn bei Besprechungen greift er oft auf Metaphern aus diesem Bereich zurück. Aber nur wenige wissen, woher diese Leidenschaft kommt. „Meine erste Stelle war die eines Pagen im Hotel El Cordobés, 1967. Der Eigentümer war El Cordobés, der zu jener Zeit sozusagen der Ronaldo des Stierkampfes war. Er war berühmt wie ein Fußball- oder ein Popstar. Noch vor dem Besuch der Moschee von Córdoba kamen seine Anhänger ins Hotel, das mit Plakaten und glitzernden Stierkampfanzügen geschmückt war. Es war ein 3-Sterne-Hotel, aber für die Zeit sehr luxuriös, mit Dienstleistungen eines 5-Sterne-Betriebs. Dort begann ich meine Berufslaufbahn, stellte jedoch bald fest, dass es da keine Aufstiegschancen gab.“
Eine Karriere, die als Page im Hotel El Cordobés begann
So entschloss er sich, mit einem Kunden zu sprechen, von dem er wusste, dass er Hotels auf Mallorca besaß. Sie vereinbarten, dass er ihn im Frühling für den Saisonbeginn kontaktieren würde. So kam er nach Mallorca. Zu jener Zeit gab es viele junge Leute, die zur Saisonarbeit auf die Insel kamen. Es gab wenig Arbeit und Mallorca bot jungen Menschen Berufschancen. Mein Großvater, Juan Riu, bereiste im Winter Dörfer, um junge Menschen vor allem aus Asturias und Jaén anzuheuern. Er setzte sich in die Dorfkneipe, trank seinen Kaffee, sah sich um, plauderte und am Ende hatte er sein Team zusammengestellt.
„1970 kam ich ins Hotel Honderos als Rezeptionshilfskraft, was gegenüber der Stelle als Hotelpage in Córdoba bereits ein Aufstieg war. Wir kamen mit dem Schiff, erhielten einen Schlafplatz und das Essen, weil es nicht genug Wohnungen gab und die Gehälter in dieser Zeit sehr niedrig waren, sodass man vor allem vom Trinkgeld lebte. Im Hotel lernte ich meine Frau kennen, die die Hausdame war, und seither haben wir uns nur die Monate getrennt, als ich nach Gran Canaria ging.“
Das erste Stellenangebot bei RIU, von Luis Riu Sr.
Um bei RIU einzusteigen, ging Félix eines Tages zum Hotel Riu San Francisco, dem ersten RIU Hotel in Palma, dem Ort, an dem die Geschichte der Kette begann, um mit meinem Vater, Luis Riu Bertrán, zu sprechen. Hier begann auch ein anderer historischer Mitarbeiter, Rafael Expósito, seine Karriere bei RIU. Im Riu San Francisco bat Felix ihn um eine Stelle, aber nicht als Rezeptionshilfskraft, sondern als Rezeptionist. Mein Vater sagte zu, erklärte aber, dass er von ganz unten anfangen müsse. So kam er, ohne Aufstieg, aber mit dem Versprechen auf Aufstiegschancen. Genauer gesagt kam er in die Rezeption des Obelisco. „Luis Riu hielt sein Versprechen, dass ich mit Einsatz Karriere machen könne. Allerdings sagte er nicht, dass sie so lange dauern würde“, scherzt Félix heute.
Ich erinnere mich sehr gut an diese ersten Jahre im Hotel Obelisco. Mein Vater hatte sein Büro genau hinter der Rezeption und konnte jederzeit unvermutet erscheinen. Zu jener Zeit arbeiteten wir alle gemeinsam: die Großeltern, meine Eltern und die langgedienten Angestellten des Hauses, wie Jaime Palmer, Guillermo Marqués oder Antonio Balaguer. „Die Zusammenarbeit war gut“, meint Félix. „Die Einstellung war ganz anders. Die Arbeit ergab sich ganz natürlich und man erledigte sie einfach. Der Gemeinschaftssinn war stark. Ich sprach mit allen und versuchte, von allen zu lernen.“
Fleißig, seriös, ehrgeizig und ein großartiger Ausbilder bei RIU: das ist Félix Casado
Manche Dinge ändern sich nicht und Félix war immer sehr ernst und sorgfältig. Das merkt man auch in der Arbeit. Er war korrekt gegenüber den Kunden, aber eher wortkarg und zurückhaltend. Auch außerhalb der Arbeit war er so. Er verbrachte die Zeit gern mit der Familie oder beim Sport und weniger mit Ausgehen. Trotzdem bauten wir ein großes Team mit den jungen Leuten jener Zeit auf, wie Alejandro Sánchez und Pepe Moreno, die heute so wie er zu den historischen Mitarbeitern der Hotelkette zählen.
Die Stelle auf Gran Canaria nahm er an, weil er wusste, dass dort die Zukunft lag, und weil man meinem Vater nichts abschlagen konnte! Félix war sehr fleißig, aber auch ehrgeizig, denn ohne Ehrgeiz übernimmt niemand immer mehr Verantwortung. „Viele Kollegen blieben lieber auf Mallorca, wo man zumindest im Winter einen Gang zurückschalten konnte“, erklärt Félix.
Er dagegen nahm im Lauf der Jahre immer mehr Verantwortung auf sich, sodass er heute für 35 Hotels zuständig ist. „Das war möglich, weil mich meine Frau Mari Carmen unterstützte. Sie musste ihren Beruf und ihr Leben aufgeben, damit ich die mir gestellten Herausforderungen annehmen konnte. Ohne ihre Unterstützung wäre das unmöglich gewesen”, erklärt Félix, dessen Augen heute noch glänzen, wenn er von seiner Frau spricht.
Ich erinnere mich an einen Tag im Riu Palmeras, an dem es Félix nicht gut ging. Er war vor einem Monat aus Mallorca gekommen und sehr traurig, weil er seine Familie so sehr vermisste. Ich sagte zu ihm: „Buche ein Ticket und fliege als Überraschung zum Vatertag nach Hause.“ Er befolgte meinen Rat. Félix erklärte mir später, dass er sich noch oft an diesen Tag erinnerte. „Luis Riu sah, dass es mir nicht gut ging, und unterstützte mich. Deshalb habe ich versucht, gegenüber meinen Mitarbeitern das Gleiche zu tun, nämlich wenn nötig verständnisvoll und flexibel zu sein“, erzählt er.
Ein Vorbild für die neuen Generationen der Riu-Familie
Seinen zwei Kindern, die auch bei RIU tätig sind, ist bewusst, was ihr Vater leistet und was es seinerzeit bedeutete, die Herausforderung anzunehmen und auf die Kanarischen Inseln zu ziehen.
Meine beiden Kinder, Naomi Riu, Finanzdirektorin der RIU Hotels & Resorts, und Luis Riu Rodríguez hatten das Glück, mit ihm zusammenzuarbeiten und von ihm zu lernen. Sie haben gesehen, wie der Mann arbeitet, der für den Geschäftsbetrieb auf den Kanarischen Inseln, der Iberischen Halbinsel, auf Cabo Verde, in Marokko und bald auch im Senegal verantwortlich ist. Aus seinem Personalausweis geht hervor, dass er im Pensionsalter ist. Seine Haltung und sein Einsatz sagen das Gegenteil. Wenn es so weit ist, wird er eine gute Nachwuchsmannschaft hinterlassen. Im Moment wird uns Félix Casado aber wohl noch einige Zeit erhalten bleiben. Und das nicht auf der Ersatzbank, sondern mitten auf dem Spielfeld.
Fdo. Luis Riu